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Howto – Orgamax mit Linux Server

Orgamax ist eine All-in-one Lösung für kleinere Unternehmen die auch wunderbar mit einem Linux Server zusammen arbeitet – vorausgesetzt man bekommt die Installationshürde hin! 🙂

Damit das künftig mehr Leute schaffen will ich hier eine Anleitung dafür bereitstellen. Im Teil 1 bereiten wir den Server für die eigentliche Installation vor, in Teil 2 installieren wir dann Orgamax am Client, kopieren die Datenbank zum Server und bereiten alles für den erfolgreichen Betrieb vor.

Als Basis für den Server verwende ich Ubuntu 12.04 LTS, welches erst mal von der Ubuntu Webseite geladen und auf CD gebrannt werden muss (alternativ USB Stick).

Teil 1 der Server:

Nach dem Starten des Servers von der CD oder dem USB Stick müssen folgende Schritte durchgeführt werden:

Mit F2 erst mal die Sprache wählen.

Mit F6 „Sonstiges“ kann man noch „nomodeset“ aktivieren damit die Bildschirmauflösung beim Starten nicht angepasst wird, ab und zu sieht man ohne diese Option nur einen schwarzen Bildschirm.

Die Auswahl der Sprache bestätigen.

Den Standort wählen.

Tastaturmodell kann erkannt oder manuell eingestellt werden, ich bevorzuge den manuellen Weg.

In meinem Fall eine deutsche Tastaturbelegung.

Und zwar die ohne Akzenttasten.

Den Servernamen setze ich in dem Fall mal auf „orgamax“.

Benutzernamen nach Belieben setzen.

Den persönlichen Ordner kann man verschlüsseln oder nicht, ich spare mir das bei meinen Servern.

Zeitzone bestätigen.

Manuelle Partitionierung, oder alternativ geführt – ich lege gerne die Partitionsgrößen manuell fest.

In meinem Fall kommt eine virtuelle unbenutzte VM-Ware Platte zum Einsatz daher muss erst eine Partitionstabelle geschrieben werden, das macht man am einfachsten durch auswählen der gesamten Platte. (bei bespielten Platten kann man so eine neue leere Partitionstabelle erstellen)

Mit „Ja“ bestätigen und schon sind alle Daten weg – falls welche vorhanden waren…

Im freien Bereich eine neue Partition erstellen.

Eine neue Partition erstellen ist die korrekte Wahl…

Als erstes legen wir eine 512MB große Partition für das Verzeichnis /boot an – dort liegt später der Kernel den der Bootloader zum Starten nachlädt.

Die ersten drei Partitionen sind für uns primäre Partitionen, bei Systemen mit UEFI Bios gibt es die Unterscheidung zwischen primär und logisch nicht mehr.

Die Partition soll am Anfang des verfügbaren Speichers erstellt werden.

Für die /boot Partition wähle ich EXT2, da dort kein Journal nötig ist – es ändert sich auf dieser Partition so gut wie nie etwas. Nur beim Kernel Update wird dort ein neuer Kernel abgelegt.

Wenn alles wie auf dem Bild eingestellt ist einfach mit „Anlegen der Partition beenden“ bestätigen und eine weitere Partition anlegen.

Die zweite Partition ist unsere Auslagerungsdaten (swap), durch die swap-Datei kann ein Linux System laufenden Programmen mehr RAM-Speicher zuweisen als tatsächlich vorhanden ist. Teile des RAM’s landen dann in der swap-Datei, der Zugriff darauf verlangsamt das System allerdings merklich!

Als nächstes legen wir die Root-Partition „/“ an, mindestens 4 GB würde ich hier veranschlagen.

Die /usr Partition ist unsere erste Partition die „logisch“ und nicht mehr „primär“ ist und sollte 8 GB oder mehr Platz bekommen.

Da auf unserem Server künftig kein Desktop läuft und das /home Verzeichnis daher eine untergeordnete Rolle hat, legen wir es mit 1 GB Größe an.

Das Verzeichnis /tmp wird bei jedem Start gelöscht, zum Ablegen von temporären Datei schadet es aber nicht wenn zumindest 8 GB Platz vorhanden ist.

Im Verzeichnis /var landen sehr viele für das System wichtige Dateien, daher sollte hier nicht zu klein dimensioniert werden – vor allem wächst der Bedarf im /var Verzeichnis eventuell mit der Dauer des Serverbetriebs. Also auch mindestens 8 GB.

Im /srv Verzeichnis landet später unsere Orgamax Datenbank und die Dateien die via Samba im Netzwerk freigegeben werden. Am besten man weist einfach den Rest des freien Platzes zu!

Die Partition prüfen und die Änderungen übernehmen.

Ab jetzt gilt es, nach diesem Schritt sind wirklich alle Daten auf der Platte verloren, da die Änderungen abgespeichert und die Partitionen formatiert werden.

Jetzt ist ein guter Zeitpunkt sich eine kleine Pause zu gönnen…

Falls im Netzwerk ein Proxy Server vorhanden ist kann man diesen im nächsten Schritt angeben.

Ich verzichte gewöhnlich auf automatische Aktualisierungen, führe sie allerdings täglich falls nötig manuell durch! Nach belieben einstellen…

Für den Betrieb von Orgamax wichtig sind für uns der OpenSSH Server und der Samba File Server.

Den Grub Bootloader im Master Boot Record installieren schadet auf keinen Fall!

Anschließend die CD herausnehmen oder den USB Stick abstecken und das System neu starten.

Nach dem Neustarten mit dem vorhin gewählten Benutzer und Kennwort anmelden und anschließend das Kennwort des „root“ Users setzen:

Mit „sudo su“ wechselt man vom normalen User zum root-User, die Eingabe des eigenen Kennwortes ist dazu nötig.

Anschließend mit „passwd“ ein Kennwort für den root-User setzen und erneut bestätigen. Ab jetzt kann man sich am System auch als „root“ anmelden.

Die Grundinstallation von Ubuntu ist hiermit abgeschlossen.

Als erstes sollte man jetzt das System aktualisieren, das geschieht mit folgenden Befehlen:

apt-get update
apt-get -y dist-upgrade

Das „-y“ bewirkt dass nach dem Auflisten der Pakete die aktualisiert werden keine Nachfrage mehr kommt ob sie aktualisiert werden sollen. Es wird sofort installiert.

Anschließend noch die Firebird Datenbank mit folgendem Befehl installieren:

apt-get install firebird2.1-super

Und den Samba Server konfigurieren, die Datei /etc/samba/smb.conf sollte wie folgt aussehen:

[global]
workgroup = intern.local

security = user
admin users = root
encrypt passwords = true

unix extensions = no
socket options = TCP_NODELAY SO_KEEPALIVE SO_RCVBUF=8192 SO_SNDBUF=8192

local master = Yes
wins support = yes
domain logons = no
domain master =  no
preferred master = yes
time server = yes

unix charset = UTF8

printing = sysv
printcap name = cups

log file = /var/log/samba/log.%m
max log size = 50

os level = 33

use sendfile = Yes

[orgamax]
comment = Orgamax
path = /srv/samba/orgamax
read only = no
browseable = yes
public = no
create mode = 770
directory mode = 770
force group = users

Jetzt muss noch das Verzeichnis für Orgamax angelegt werden:

mkdir -p /srv/samba/orgamax/db
chgrp -R users /srv/samba/orgamax

Und in der Datei „/etc/services“ die beiden Ports für den Firebird Server eingetragen werden, die folgenden zwei Zeilen bitte dort hinzufügen falls sie noch nicht vorhanden sind:

 

gds_db        5143/tcp
gds_db        5143/udp

In der Datei „/etc/firebird/2.1/firebird.conf“ stellen wir anschließend noch folgende drei Werte ein:

RemoteServiceName = gds_db
RemoteServicePort = 5143
RemoteAuxPort = 5144
RemoteBindAddress =

Jetzt können wir den Start der Firebird Datenbank konfigurieren und das Kennwort für den SYSDBA User setzen (in meinem Fall jetzt z.B. SYSDBA):

dpkg-reconfigure firebird2.1-super

Für den Betrieb von Orgamax muss jetzt noch ein Benutzer angelegt werden:

gsec -user SYSDBA -password SYSDBA
add MINIFAKTURA -pw ******

Das Kennwort für den MINIFAKTURA Benutzer verrät euch gerne der Support von Orgamax!

In der Datei „/etc/firebird/2.1/aliases.conf“ wird jetzt noch der Ort der Datenbank eingetragen:

Orgamax = /srv/samba/orgamax/db/db1.fdb
Demodaten = /srv/samba/orgamax/db/db0.fdb

Auf die Größ-/Kleinschreibung ist zu achten!

Jetzt ist am Server alles für den Betrieb von Orgamax vorbereitet und es fehlt nur noch die eigentliche Installation/Konfiguration am Client bzw. das Kopieren der Datenbank zum Server.

Teil 2 – der Client:

Als erstes müssen wir von der Orgamax Webseite die aktuelle Version von Orgamax herunterladen und auf einem Windows PC installieren, auf einem PC muss Orgamax als Server installiert werden – da wir sonst die Datenbank nicht zum Linux Server kopieren können. Alle weiteren werden dann als Client installiert!

Wenn mit der Linux installation alles geklappt hat sollte sich im Netzwerk der Server finden und dort eine Freigabe „orgamax“ existieren. Im Windows Explorer kann man durch Eingabe von „\IP-Adresse-vom-Server“ auf den Server zugreifen, vorausgesetzt man kennt dessen IP-Adresse.

Nach der Installation von Orgamax finden sich im Programme ordner unter Orgamax die Ordner „Archiv“, „Dokumente“, „Reports“, „Zeichnungen“ und „DB“ welche wir auf den Server in die Freigabe „orgamax“ kopieren.

Nach dem Kopieren der Ordner muss die Berechtigung für die Firebird Datenbank auf die Datenbank Dateien gesetzt werden:

chown -R firebird:firebird /srv/samba/orgamax/db

Anschließend muss am Windows PC noch die Datei „orgamax.ini“ angepasst werden, diese muss dann bei allen Windows PC’s gleich aussehen.

Als erstes die Datenbankeinträge wie folgt:
(192.168.10.93 ist in meine Fall die IP-Adresse des Servers)

 

[Database 0]
DBName=Demodaten
DatabasePath=Demodaten
ServerIP=192.168.10.93
ServerType=Remote
DatabaseCompletePath=/srv/samba/orgamax/db/db0.fdb
OptimizeRecordCount=0
RefreshEvents=False

[Database 1]
DBName=Orgamax
DatabasePath=Orgamax
ServerIP=192.168.10.93
ServerType=Remote
DatabaseCompletePath=/srv/samba/orgamax/db/db1.fdb
OptimizeRecordCount=0
RefreshEvents=0

Und nun die Pfade anpassen:

PathImages=Zeichnungen
PathReports=Reports
PathDocuments=Dokumente
PathArchive=Archiv

Wobei durch den Pfad der Freigabe „orgamax“ am Server ersetzt werden muss, also z.B. „\orgamaxorgamax“ oder „\192.168.10.93orgamax“.

Jetzt fehlt nur noch eine Änderung in der Datei „mfint.dll“:

[FUNKTIONSBEREICHE]
FUNKTIONSBEREICH_LINUXDBSERVER=1

Begrüßung von Orgamax nach erfolgreicher Installation

Und somit ist die Installation von Orgamax fertig, am Client sollte der Start von Orgamax jetzt funktionieren!

Bei allen weiteren PC’s reicht dann die Installation als Arbeitsplatz und das Anpassen der „orgamax.ini“ und „mfint.dll“.

09.12.2017 – Nachtrag: Firebird in Version 2.5 funktioniert, die 3.0’er derzeit noch nicht! Die Version muss mit jener von Orgamax in der Windows Version übereinstimmen.

Manfred

View Comments

  • Hallo,

    danke für das ausführliche Tutorial!
    Was ich noch nicht ganz verstehe ist die Zusammenarbeit bzw. Nutzen von Firebird und Samba. Ich stelle in Orgamax nur den Samba-Share der Datenbank ein, wann und wie kommt dann das Datenbankmanagementsystem ins Spiel? Bei direktem Zugriff auf die Datenbank habe ich ja wieder die Probleme bei gleichzeitigen Zugriffen von mehreren Benutzern.
    Ich überlege zusätzlich die Datenbank auf einen virtuellen Root-Server zu stellen und per openVPN darauf hinzuverbinden. Dürfe glaube ich ebenfalls möglich sein...
    Danke für deine Antwort!
    lg, David

  • Orgamax speichert seine Daten in einer Firebird Datenbank, die Clients schicken über das Netzwerk ihre Anfragen und Daten an den Server der sich um die Zugriffe kümmert.

    Filezugriffe gibt es im Grunde nur noch auf die Vorlagen und Dateien, die Daten liegen aber in der Datenbank.

    Theoretisch würde ein Zugriff über OpenVPN durchaus funktionieren, ob die Geschwindigkeit ausreichend schnell ist kann ich aber nicht beurteilen.

    Das müsste man einfach mal ausprobieren! :-)

    sg,
    Manfred

  • Danke für die schnelle Antwort!

    Ich werde dann posten ob, wie und wie schnell es funktioniert!

    lg,
    David

  • Hi Flixerix,

    zu Ubuntu 13 und Firefird 2.5 kann ich leider nicht viel sagen, ich würde aber generell nur mit einer LTS Version am Server arbeiten!!!
    Im Frühjahr 2014 soll ja bereits die nächste LTS Version heraus kommen und für die letzte gibt es auf den aktuellen Installationsmedien einen neueren Kernel der auch mit aktuellerer Hardware zurecht kommen sollte - also eigentlich kein Grund für die 13'er ;-).

    Solange die Firebird Version aber gleich bleibt sollte auch die Installation identisch sein!

    Schöne Grüße
    Manfred

  • Hallo,

    das werde ich gleich mal testen.
    Jetzt die nächste Frage:

    Hab leider keine Rechte zum kopieren und einfügen von Daten auf dem Sambaserver. Was hab ich vergessen?

    Gruß

  • Hi Flixerix,

    schau mal ob dein Benutzer der passenden Gruppe angehört und ob die Rechte auf dem Verzeichnis korrekt gesetzt sind, meistens liegt es daran.

    Schöne Grüße
    Manfred

  • Hallo,

    also lag am falschen Rechten auf dem Ordner.

    Nun das nächste:

    Die Portweiterleitung auf dem Server will nicht richtig. fehlt evtl das forwarding vom Server zur db oder mach ich das mit dem eintrag RemoteService?

    Gruß

  • Portweiterleitung ist es ja nicht wirklich, der Firebird Server sollte auf dem Port lauschen.

    Mit folgenden Befehlen kannst du prüfen ob der Server lauscht:

    für den TCP Port:
    netstat -apnt|grep 5143

    Das Ergebnis sollte in etwas so aussehen:
    tcp 0 0 0.0.0.0:5143 0.0.0.0:* LISTEN 1775/fbserver.real

    Wenn nichts zurück kommt, dann fehlt eventuell der Eintrag in /etc/services oder die Einträge in /etc/firebird/2.1/firebird.conf sind nicht korrekt.

    Wenn allerdings bei Ubuntu 13 kein 2.1'er Firebird Server mit von der Partie ist kann es durchaus auch daran liegen.

    Schöne Grüße
    Manfred

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